WIESBADEN – Daniel Honsack war der „Erfinder“ der Biebricher Rathauskonzerte, denn er sah eines Tages den Flügel in der Biebricher Ortsverwaltung und fand es schade, dass dieser nur selten gespielt wurde. Er fragte nach, ob man hier nicht auch kleine Konzerte veranstalten könne. Hans Groth, dem damaligen Verwaltungsstellenleiter, gefiel die Idee, und Daniel Honsack engagierte junge Musiker, die sich über die Auftrittsgelegenheit freuten. Zwei Konzerte hat er noch selbst miterlebt. Nach seinem Tod war man sich schnell einig, dass die Konzertreihe zum Gedenken an den Musikliebhaber weitergeführt werden sollte. Seine ehemalige Lebensgefährtin Sandra Wintermeyer teilt sich seither die Organisation mit der renommierten Saxophonistin Steph Winzen. Im Biebricher Rathaus sind seit 2010 schon die ungewöhnlichsten Konzerte erklungen – 42 Konzertabende mit 112 jungen Künstlern, so die Statistik der Ortsverwaltung. Nun gab es zum zehnjährigen Bestehen der Konzertreihe ein besonderes Konzert in der Biebricher Hauptkirche mit neun Musikern, die alle schon in der Reihe gespielt hatten. Die Spenden des Publikums sowie eine großzügige Spende des Ortsbeirats gingen an die Mainzer Palliativstiftung, die die Palliativstation der Universitätsklinik unterstützt, wo Honsack, langjähriger Mitarbeiter dieser Zeitung, im Jahr 2009 verstarb. Professor Martin Weber, deren Leiter, stellte kurz die Arbeit der Station unter der Maxime „Leben mit Würde bis zuletzt“. Das musikalische Programm des Abends enthielt Musik, die man sonst nicht oft hört: Sowohl die Werke als auch die Kombination der Instrumente waren ungewöhnlich und selten. Fagottistin Heike Städter begann mit dem „Kaddisch“ von Maurice Ravel, einem eindringlichen Totengebet, das sonst für Singstimme gesetzt ist. Mit Erland von Kochs „Cantilena“ entführte sie dann in die Weite Schwedens. Drei heiter-melancholische Eigenkompositionen spielte der Gitarrist Alex Litau. Er und die Saxophonistin Steph Winzen bilden auch das Duo ChordAer, das jazzig-stimmungsvolle eigene Werke darbrachte, mit dem Titel „Erinnerungen“ auch eine Hommage an den Gründer der Konzertreihe. Ein Höhepunkt des Konzertes war die zarte Duo-Sonate für Harfe und Flöte des Filmkomponisten Nino Rota („Der Pate“). Das zweite Stück, „Narthex“ von Bernard Andrés, zeigte spektakulär, was man mit Harfe und Flöte noch so alles machen kann: Zum Beispiel kurzerhand zu Perkussionsinstrumenten umfunktionieren. Publikumsliebling Victor Pribylov brillierte auf seinem Bajan mit Arrangements von Bach, Vivaldi und einem russischen Volkslied sowie dem Dauerbrenner „Säbeltanz“ von Khatschaturjan. Ein weiteres junges Duo, Benjamin Diehn und Elisabeth Müller mit Gitarre und Flöte war südamerikanisch mit Pujol, Gerald Garcia und Ravel unterwegs, bevor das recht sperrig klingende, aber virtuos gespielte Bläsertrio Nr. 2 von Ernst Lothar von Knorr aus dem Jahre 1932 mit Steph Winzen, Heike Städter und dem Trompeter Peter Majer den Abend beschloss. Artikel Wiesbadener Kurier vom 25.11.19 von Anja Baumgart-Pietsch
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